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„Manhattan-Feeling“ im Leihgesterner Weg (Gießener Anzeiger 30.03.2012)

Info des Vereins Lebenswertes Gießen zum Poppe-Park

(fod). Ein wenig ruhiger war es in den vergangenen Monaten um die Zukunft des Poppe-Geländes im Leihgesterner Weg und die dortigen historischen Keller geworden. Wurde von der Stadt in dieser Zeit lediglich ein Aufstellungsbeschluss in den Zeitungen veröffentlicht und dort auch eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit angekündigt. Doch sind viele Anwohner des Südviertels bezüglich der Neubebauung des 2,6 Hektar großen Areals weiterhin sehr besorgt, wie sich am Mittwochabend zeigte, als die Arbeitsgruppe Poppe-Park des Vereins Lebenswertes Gießen in den Saal der Petrusgemeinde eingeladen hatte.

Rund 70 Teilnehmer ließen sich auf den aktuellen Stand bringen. Obgleich, Konkreteres als bislang bekannt – nämlich Altenwohnheim, sechs Stadtvillen, Supermarkt und 155 Parkplätze, wie bereits letzten Oktober von einem Planungsbüro vorgestellt – konnten die Organisatoren zur künftigen Bebauung noch nicht vermelden. „Man hat den Eindruck, dass zurzeit alles auf die Aussage der Oberen Denkmalschutzbehörde wartet, ob die Keller erhaltenswert sind“, meinte Vereinsvorsitzender Lutz Hiestermann. Gerne hätte er auch eine Aussage der Firmenleitung präsentiert, aber „trotz mehrerer Anläufe“ habe Poppe bislang nicht auf Anfragen reagiert.

Doch die schon seit Längerem diskutierte Idee der Schaffung eines Erinnerungsortes für die 100 Menschen, die bei einem Bombenangriff am 6. Dezember 1944 in den Kellern zu Tode gekommen waren, wurde dieses Mal nur am Rande behandelt. Stattdessen ging es vor allem um planerische und bauliche Details. Und hier erwartet sich Hiestermann „eine deutlich aktivere Rolle der Stadtregierung, denn es geht darum klare Vorgaben zu entwickeln“. Thomas Hilbrich machte aber auch klar, „dass wir nicht von unseren Forderungen abrücken werden“. Hier legte er gleich eine ganze Liste der Arbeitsgruppe vor, die von einem Beginn des B-Plan-Verfahrens erst nach einer umfassenden Bürgerbeteiligung über die Erstellung von 3D-Geländemodellen der Planungsvarianten – Hiestermann: „Bislang gibt es nur Draufsicht-Entwürfe“ – und Gutachten zu Schallschutz, Schattenwurf und Ökologie, einen vollständigen Erhalt des Baumbestands bis hin zu einer möglichst geschlossenen Bebauung entlang des Leihgesterner Weges zur Vermeidung zusätzlicher Lärmbelästigung und umgebungsverträglichen Gebäudehöhen reichte.

Gerade letzteres sollte für einige Aufregung bei den Zuhörern sorgen. Denn Thomas Hilbrich rechnete vor, dass trotz nur drei geplanter Etagen der Neubauten Gebäudehöhen von knapp 18 Metern zu erwarten sind. Da auch ein 75-prozentiges sogenanntes Staffelgeschoss oben drauf kommt, würden in Wahrheit alle Gebäude vier Stockwerke aufweisen, sollte es beim jetzigen Entwurf bleiben, entlarvte Hilbrich dies als einen gerne angewandten Bautrick. Weil das Ganze auch noch auf einem rund zwölf Meter hohen Hügel stehe, prophezeite Lutz Hiestermann ein „original Manhattan-Feeling, wenn Sie plötzlich eine 30-Meter-Wand vor sich haben“. Hilbrich präsentierte dazu computersimulierte Grafiken, die je nach Tages- und Jahreszeit sowie Sonnenstand den enormen Schattenwurf auf die Umgebung und andere Häusern zeigten, „der im Winter noch viel extremer ist“. Noch eine andere Gefahr wird für das Beteiligungsverfahren gesehen, denn hier könnte die Frist womöglich nur vier Wochen sein. Und so setzte sich Thomas Hilbrich dafür ein, auf eine Verlängerung zu drängen.

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