Bauvorhaben TREA II: SWG wollen 22 Millionen investieren
Gießen (mö). Versteht man das Interesse an einem Thema auch als Gradmesser für Brisanz, dann dürfte aus dem Vorhaben der Stadtwerke Gießen AG, am Leihgesterner Weg einen zweiten Ofen für die Verbrennung von vorbehandeltem Gewerbemüll zu bauen, im wahrsten Sinne des Wortes die Luft raus sein.
Links neben der bestehenden Anlage soll die TREA II entstehen. (Foto: Schepp)
Bei einer Bürgerinformationsveranstaltung am Mittwochabend im Saal der Petrusgemeinde im Wartweg saßen den vier Experten der Stadtwerke nur vier Anwohner gegenüber.
Das Bürgerinteresse an der allerdings auch nur dezent beworbenen Veranstaltungsteht im Kontrast zu dem, was sich im Mai 2007 an gleicher Stelle abgespielt hatte. Der Saal war rappelvoll, als die SWG-Verantwortlichen damals die Pläne zum Bau der TREA I(Thermischen Restbehandlungs- und Energieverwertungsanlage) präsentierten. Zwei Bürgerinitiativen hatten eingeladen, viele Bedenken wurden geäußert, es hagelte Kritik. Nachdem die Müllverbrennungsanlage nun rund vier Jahre »zuverlässig und ruhig gelaufen ist« (Matthias Funk), ohne dass es zu den befürchteten Luftverschmutzungen oder einer spürbaren Vermehrung des Lkw-Verkehrs kam, wird die TREA II wohl nicht zu einem Politikum. Die landauf, landab propagierte Energiewende tut ein Übriges.
Es hilft den SWG sicher auch, dass die neue Anlage direkt neben der bestehenden errichtet werden soll. Das hat neben technischen und wirtschaftlichen Vorteilen auch den Effekt, dass es die Bauherrin mit einer Anwohnerschaft zu tun hat, die sich vor dem Bau der ersten Anlage gleichermaßen engagiert und fachkundig einbrachte. Dies führte dazu, dass mit der TREA I beim Schadstoffausstoß Maßstäbe nach unten gesetzt wurden. Und dabei soll es auch bei der Schwesteranlage bleiben, wurde vorgestern Abend von den SWG betont.
Wie der kaufmännische Vorstand Reinhard Paul sowie die beiden Energieexperten Matthias Funk und Matthias Fink in ihren Vorträgen erklärten, planen die SWG »Am Atzelbusch« die bislang größte Investition der Unternehmensgeschichte. Paul bezifferte das Volumen auf 22 Millionen Euro, was einer Verdoppelung der Kosten der TREA I entspricht. Die höheren Kosten haben unter anderem mit der Absicht zu tun, mit der zweiten Anlage nicht nur Fernwärme zu gewinnen, sondern auch Strom zu erzeugen. So werden zur TREA II auch zwei Blockheizkraftwerke gehören.
Zwischen 16 000 und 25 000 Tonnen Gewerbemüll aus der Region, der weiterhin vom bisherigen SWG-Partner Sekundär Brennstoffe Mittelhessen (SBM) vorbehandelt und geliefert werden soll, könnten in der Anlage verbrannt werden. SBM betreibt auf dem nahen Gail-Gelände seit sechs Jahren eine Müllsortieranlage.
ie Paul sagte, wollten die SWG mit der zweiten Anlage, was deren Wärmeerzeugung betrifft, noch unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden. Neben dem ökologischen Argument spreche dafür auch ein wirtschaftliches, denn mit der damals elf Millionen Euro teuren Anlage hätten die SWG bis heute 20 Millionen Euro gespart, die ansonsten für den Kauf fossilen Brennstoffs hätten ausgegeben werden müssen.
Matthias Funk rechnet mit der behördlichen Genehmigung der TREA II – zuständig ist das Regierungspräsidium – bis Mitte kommenden Jahres. Ende 2015, Anfang 2016 könnte der Ofen dann in Betrieb genommen werden. Den Bebauungsplan hat die Stadt bereits auf den Weg gebracht.